Heute jährt sich der tragische rechtsextremistische Anschlag von Hanau, bei dem am 19. Februar 2020 neun junge Menschen brutal ermordet wurden. Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland gedenkt der Opfer und spricht den Familien der Ermordeten in tiefer Trauer und Solidarität sein Mitgefühl aus.
Vorsitzender Burhan Kesici betont: „Fünf Jahre nach diesem verheerenden Anschlag sind wir als Gesellschaft noch immer mit den Nachwirkungen dieser grausamen Tat konfrontiert. Wir müssen uns die Namen der Opfer immer wieder ins Gedächtnis rufen, um nicht zu vergessen, dass es sich um Menschen mit Träumen, Plänen und einer Zukunft handelte. Diese Opfer, diese jungen Menschen, sind nicht nur Zahlen in einer Statistik, sondern ein Symbol für die Gefahr des rassistischen Hasses, dem viele in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind.“
Die Opfer des Anschlags in Hanau sind:
1. Fatih Saraçoğlu
2. Gökhan Gültekin
3. Said Nesar Hashemi
4. Ferhat Unvar
5. Sedat Gürbüz
6. Villi-Viorel Paun
7. Mercedes Kierpacz
8. Kaloyan Velkov
9. Hamza Kurtovic
„Auch weiterhin gibt es Ungereimtheiten in der Aufarbeitung des Falles. Den Familien sollte das nötige Gehör geschenkt werden. Ihre Fragen sind auch weiterhin nicht vollständig beantwortet“, sagte Kesici und fuhr fort: „Fünf Jahre nach dem Attentat haben wir den Eindruck, dass wichtige Lehren nicht gezogen wurden. Der Diskurs über Rassismus und Diskriminierung ist nicht nur weiter eskaliert, er wurde auch zunehmend salonfähig gemacht. Täglich werden Ausländer, Menschen mit Migrationshintergrund und Muslime diskriminiert, angegriffen und marginalisiert. Demonstrationen der letzten Wochen und Monate zeigen, dass der Großteil der Bevölkerung diese Entwicklung verurteilt. Die nötige und lautstarke Empörung seitens der Politik bleibt jedoch häufig aus.“
Kesici kritisiert insbesondere den Umgang mit Rassismus in der politischen Kommunikation: „Es ist ein
erschreckender Rückschritt, dass rechtsextremes Vokabular nicht mehr nur in bestimmten Kreisen, sondern auch in der breiten politischen Diskussion auf Zustimmung stößt. Wir erleben, wie Wahlkampfstrategien auf den Rücken von Migranten und Geflüchteten ausgetragen werden, wenn etwa symbolisch Rückflugtickets für Migranten verteilt werden, ohne dass dies breite politische Verurteilung auslöst.“
Ein weiteres beunruhigendes Signal sendet die politische Landschaft im Hinblick auf den Umgang mit
Rassismus im aktuellen Wahlkampf. „Rassismus und Diskriminierung finden kaum noch Platz in
Wahlkampfdebatten. Stattdessen konzentriert man sich darauf, rechtslastige Stimmen für die eigene Partei zu gewinnen.
Was dabei verloren geht, ist die Verantwortung gegenüber denjenigen, die Tag für Tag Rassismus erfahren“, erklärt der Vorsitzende des Islamrats.
Die jüngste Studie des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) des Deutschen
Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) zeigt besorgniserregende Resultate dieser
Versäumnisse. „Die jüngste Studie des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt alarmierende Ergebnisse: Demnach ist das Vertrauen in die Politik unter Muslimen besonders stark gesunken. Während 2022 noch mehr als die Hälfte der Befragten (51 %) den Politikern nur ein geringes Vertrauen entgegenbrachten, sei dieser Wert 2024 bereits auf fast zwei Drittel (64 %) gestiegen.“, so Kesici weiter. „Dies ist ein dramatisches Signal, dass die Politik die Sorgen und Ängste dieser Menschen nicht ernst nimmt.“
„Fünf Jahre nach Hanau dürfen wir nicht nur trauern, sondern müssen konsequent handeln“, fordert Burhan Kesici. „Es ist an der Zeit, dass die Politik klare Konsequenzen aus diesen traurigen Ereignissen zieht. Der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung muss in den Mittelpunkt gestellt werden. Das Vertrauen in die Politik kann nur erneuten Aufwind bekommen, wenn sichtbare Fortschritte gemacht werden und diejenigen, die für Hass und Gewalt verantwortlich sind, konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.“
Köln, 19.02.2025